Derivat ist nicht gleich Derivat. Es gibt verschiedene Arten von Derivaten, alle mit individuellen Vor- und Nachteilen, die wir uns zum Teil in diesem und zum Teil im darauf folgenden Kapitel ansehen möchten.
Optionen gewähren dem Käufer das Recht, jedoch nicht die Pflicht, einen Basiswert zu einem vorher festgelegten Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option). Optionen werden an Börsen gehandelt und unterliegen standardisierten Vertragsbedingungen. Sie erfordern eine Prämie als Kaufpreis und ermöglichen Hebeleffekte.
Optionsscheine ähneln Optionen in ihrer Funktionsweise, werden jedoch von Banken emittiert und außerbörslich gehandelt. Sie haben eine längere Laufzeit als klassische Optionen und können spezifische Bedingungen enthalten, wie beispielsweise einen bestimmten Ausübungsmodus. Aufgrund der Emission durch Banken unterliegen sie einem Emittentenrisiko, da sie nicht über eine zentrale Clearingstelle abgewickelt werden. Was genau das bedeutet, wollen wir uns zu Ende dieses Kapitals noch einmal genauer anschauen. Während der Anleger von steigenden oder fallenden Kursen profitieren kann, ist der Preis eines Optionsscheins nicht nur vom Basiswert, sondern auch von anderen Faktoren wie der Volatilität und den Zinsen abhängig. Diese komplexen Abhängigkeiten erfordern ein tiefgehendes Verständnis, das wir uns im nächsten Kapitel gemeinsam aneignen wollen.
Knockout-Zertifikate sind Hebelprodukte, die im Kern ähnlich wie Optionsscheine funktionieren. Zusätzlich zu der Liquidationsgrenze bei vollständigem Wertverfall des Derivats besitzen sie jedoch noch eine festgelegte Knockout-Schwelle: Wird diese während der Laufzeit erreicht, verfällt das Zertifikat sofort und wird entweder wertlos oder mit einem Restwert zurückgezahlt. Dies macht sie riskanter als klassische Optionsscheine oder Optionen. Knockout-Zertifikate gibt es in zwei Hauptvarianten:
Turbo-Zertifikate stellen eine Unterkategorie der Knockout-Zertifikate dar. Sie haben eine besonders knappe Knockout-Schwelle und zeichnen sich durch einen konstanten Hebel aus.
Open-End-Zertifikate sind ebenfalls eine spezielle Form der Knockout-Zertifikate, unterscheiden sich jedoch dadurch, dass sie keine feste Laufzeit haben. Dadurch können Anleger langfristig an der Entwicklung eines Basiswerts teilhaben, ohne sich um ein festgelegtes Ablaufdatum sorgen zu müssen. Diese Eigenschaft macht sie besonders attraktiv für Investoren, die mittel- bis langfristig von Marktbewegungen profitieren möchten.
Allerdings können Kosten wie Finanzierungskosten und Verwaltungsgebühren über längere Zeiträume die Rendite erheblich beeinflussen. Mehr dazu wollen wir uns ebenfalls im nächsten Kapital anschauen, wo wir die relevanten Kenngrößen bei Derivaten unter die Lupe nehmen.
Das Emittentenrisiko bezeichnet das Risiko, dass der Herausgeber (Emittent) eines Wertpapiers – zum Beispiel eines Optionsscheins oder eines Zertifikats – zahlungsunfähig wird und seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Dadurch kann es passieren, dass der Anleger seine investierten Gelder teilweise oder gar ganz verliert, da diese Zertifikate wertlos verfallen können, wenn der Emittent zahlungsunfähig wird.
Du solltest dir dem zusätzlichen Risiko - insbesondere im Kontext langfristiger Positionen - bei der Auswahl des Derivats und insbesondere des Emittenten also besonders bewusst sein, bevor du dich für das Investieren über Derivate entscheidest.
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