Zusätzlich zu den üblichen Verdächtigen der KPIs (Key Performance Indicators) an der herkömmlichen Börse gibt es aufgrund der Blockchain-Natur von Kryptowährungen einige neue Indikatoren, die teils Einblick in die kurz- und teils in die langfristige Entwicklung der Kryptowährung geben. Einige davon möchten wir in diesem Artikel betrachten.
Um die Bedeutung einer Liquidity Heatmap zu verstehen, müssen wir uns zunächst anschauen, was eine Liquidation im Kontext von Kryptowährungen bedeutet. Der Kauf von Kryptowährungen selbst findet schließlich außerhalb von vertraglichen Bindungen und Hebeln bzw. Margin-Konten statt, sodass eigentlich keine Liquidation - also Auflösung der Position - stattfinden kann.
Eine Bitcoin Liquidity Heatmap mit Clustern ober- und unterhalb des üblichen Kursniveaus. Quelle: CoinGlass
Zusätzlich zu den herkömmlichen Kryptowährungen selbst hat sich in der Krypto-Szene jedoch der Trend durchgesetzt, über Hebelprodukte - auch Derivate genannt - mithilfe von Fremdkapital auf Trends in der Preisentwicklung von Kryptowährungen zu setzen.
Da hier mit Fremdkapital gehandelt wird und demnach mehr verloren werden kann, als der Trader selbst investiert hat, wäre hier tendenziell ein sogenannter "Margin Call" möglich. Ein Margin Call findet dann statt, wenn die Position so weit im Minus steht, dass das investierte Eigenkapital des Traders aufgebraucht ist und er sich in der Nachschusspflicht frischen Kapitals befindet, um diese Position aufrecht zu erhalten.
Im Zuge eines herkömmlichen Short-Trades außerhalb von modernen, synthetischen Hebelprodukten ist es gängig, sich den zu shortenden Basiswert bei einem Lender, zu deutsch dem Verleiher, auszuleihen und diesen sofort zu veräußern. Diese Veräußerung nimmt man vor, da man auf fallende Preise bei diesem Basiswert spekuliert und sich das Ziel setzt, besagten Wert zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen. Die Differenz aus Verkaufs- und Rückkaufspreis behält der Trader - abzüglich geringer Leihgebühren an den Lender - als Gewinn.
Wenn wir nun unser Augenmerk noch einmal auf den eben genannten Margin Call richten, stellen wir fest, dass das Erreichen dieser Margin Call-Schwelle die Verpflichtung des Traders, den Wert nun teurer zurückzukaufen, zur Folge hat.
Das Erreichen der Liquidationszone eines Short-Trades hat zur Folge, dass der Trader die Kryptowährung zurückkaufen muss, was den Preis nach oben treibt. Das Erreichen der Liquidationszone eines Long-Trades hat zur Folge, dass der Trader die geliehene Kryptowährung im Verlust verkaufen und den Lender aus privatem Kapital zurückbezahlen muss, was den Kurs nach unten treibt.
Eine Liquidation Heatmap sammelt all diese Liquidationszonen von sowohl Short- als auch Long-Trades und zeigt über Farbcodes an, wo sich viele dieser Liquidationszonen von Tradern bündeln. Cluster, an denen besonders viele Trades liquidiert werden, nennen sich manchmal "Magnetzonen".
Um zu verstehen, wieso Cluster, an denen sich Liquidationszonen vieler Trader bündeln, als Magnetzonen bezeichnet werden, betrachten wir ein einfaches Beispiel:
Bitcoin steht bei 85.000$. Aktuell gehen noch viele Trader davon aus, dass wir deutlich tiefer fallen. Sie setzen deshalb auf Short Trades. Da der Markt sich dieser Spekulation auf fallende Kurse ziemlich einig ist, liegen nun Liquidationsgrenzen von Trades mit einem Gesamtvolumen von 200.000.000$ an der Grenze zu 95.000$ pro Bitcoin.
Wird diese Grenze jedoch erreicht, werden all diese Trades in Höhe von 200.000.000$ geschlossen und die "verkauften Coins" müssen nachgekauft werden. Diese erhöhte Nachfrage treibt den Preis nur noch weiter nach oben.
Eine Magnetzone erhält ihren Namen also daher, dass ein Kurssprung auf ihr Niveau ein Lauffeuer von Transaktionen verursacht, die den Kurs nur noch weiter dazu "antreiben", seinen Marsch in die selbe Richtung fortzusetzen.
Insbesondere in tendenziell unregulierten Marktumfeldern wie der Krypto-Branche erscheint es naheliegend, diese temporäre Vorhersehbarkeit der Preisentwicklung bei Erreichen von Liquidationsclustern für sich zu nutzen. Das ist nicht meine Meinung sondern ein Trend, der sich bei "Walen" - also größeren Investoren - bzw. Market Makern durchgesetzt hat.
Liegen beispielsweise große Liquiditätscluster unter oder über dem aktuellen Kurs, so werden diese gern von großen Akteuren über massive Käufe oder Verkäufe ins Visier genommen. Wale eröffnen Positionen, die davon profitieren, dass der Kurs sich in Richtung der Liquiditätscluster bewegt. Der Kurs wird gedrückt, bis er die Liquidationsgrenze erreicht, extendiert daraufhin noch weiter in diese Richtung und die Wale verkaufen ihre zuvor aufgebauten, kurzfristigen Positionen wieder ab.
Dieses "Abfischen" der Liquiditätscluster ist in den letzten Jahren und Monaten zu gängiger Praxis geworden.
Liquidity Heatmaps sind nur bedingt bis gar nicht in der Lage dazu, langfristige Marktentwicklungen zu prognostizieren. Das liegt schlicht und einfach daran, dass sie nur das Sentiment kurzfristig angebundener Trader auffassen. Liquidity Heatmaps eignen sich jedoch hervorragend für:
Der Relative Strength Index (RSI) ist einer der am häufigsten verwendeten technischen Indikatoren zur Analyse von Kryptowährungen. Er hilft Tradern und Investoren, mögliche Überkauft- oder Überverkauft-Zustände eines Marktes zu identifizieren, was zur Bestimmung von Kauf- oder Verkaufssignalen genutzt werden kann.
Eine Darstellung des RSI von Bitcoin über die Jahre seit Bestehen. Quelle: Bitbo
Eine Kryptowährung wird als überkauft bezeichnet, wenn der Kurs übermäßig gestiegen ist und es keine ausreichende Unterstützung durch die zugrunde liegende Fundamentaldaten oder Marktbedingungen gibt. Der Markt könnte übermäßig optimistisch sein und die Preise sind möglicherweise 'zu hoch'.
Wenn der RSI einen Wert von über 70 erreicht, wird der Markt für gewöhnlich als überkauft angesehen. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach dem Wertpapier so stark war, dass der Preis möglicherweise zu hoch ist, was zu einer möglichen Korrektur oder einem Rückgang führen könnte.
Hier bietet es sich für uns oftmals an, Gewinne mitzunehmen oder unsere Positionen zumindest in Teilen abzubauen.
Eine Kryptowährung wird als überverkauft bezeichnet, wenn der Kurs stark gefallen ist und das Angebot die Nachfrage übersteigt. Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Markt übermäßig pessimistisch ist und der Preis möglicherweise zu niedrig ist.
Wenn der RSI nun einen Wert von unter 30 erreicht, wird der Markt für gewöhnlich als überverkauft angesehen. Das bedeutet, dass der Verkaufsdruck so stark war, dass der Preis möglicherweise zu niedrig ist, was zu einer möglichen Umkehrung oder einem Preisanstieg führen könnte.
Hier bietet es sich für uns oftmals an, unsere Positionen per DCA aufzustocken und nachzukaufen, um von den günstigen Marktbedingungen zu profitieren, sobald der Markt sich wieder einem realistischen RSI-Niveau nähert.
Ein Moving Average (zu deutsch gleitender Durchschnitt) ist ein statistisches Konzept, das in der Zeitreihenanalyse und in der Finanzwelt verwendet wird, um den Durchschnittswert einer Datenreihe – in unserem Fall eines Kurses – über einen bestimmten Zeitraum zu berechnen. Ziel ist es, Schwankungen in den Daten zu glätten und den zugrunde liegenden Trend oder das Muster leichter erkennbar zu machen.
Der gleitende Durchschnitt wird berechnet, indem man den Durchschnitt der letzten x Datenpunkte bildet. Wenn du also bspw. einen 10-tägigen gleitenden Durchschnitt für den Kurs einer Kryptowährung berechnen möchtest, addierst du die letzten 10 Tagesdurchschnitte und teilst diese Summe durch 10.
Der gleitende Durchschnitt wird für gewöhnlich im Zusammenhang mit dem MACD verwendet, den wir uns im nächsten Abschnitt einmal genauer anschauen, kommt allerdings auch oft bei Bollinger Bands zum Einsatz, welche ähnlich zum RSI dem Zweck dienen, über- und unterverkäufte Märkte zu identifizieren.
Der exponentielle gleitende Durchschnitt gibt den neuesten Datenpunkten (Tagesdurchschnitten im Fall von Kryptowährungen, Schlusskursen im Fall von Aktien) mehr Gewicht, was bedeutet, dass er schneller und intensiver auf aktuelle Änderungen reagiert. Im Gegensatz zum SMA (dem Simple Moving Average, den wir gerade betrachtet haben), bei dem jeder Wert im Zeitraum den gleichen Einfluss hat, wird im EMA die Berechnung so angepasst, dass neuere Werte stärker berücksichtigt werden.
Der MACD (Moving Average Convergence Divergence) ist ein weit verbreitetes technisches Analysewerkzeug, das in der Finanzwelt, einschließlich der Kryptowährungen, zur Identifizierung von Trends und Handelssignalen verwendet wird. Der MACD basiert auf der Idee von gleitenden Durchschnitten (Moving Averages) und wird genutzt, um Veränderungen in der Stärke, Richtung, Dauer und Geschwindigkeit eines Trends zu erkennen.
Der Preis, MACD und die Signal-Linie von Bitcoin gegeneinander gemappt. Quelle: Bitbo
Der MACD setzt sich aus drei Hauptkomponenten zusammen:
Die MACD-Linie wird berechnet, indem der 26er-EMA vom 12er-EMA subtrahiert wird. Die MACD-Linie ist also die Differenz zwischen zwei gleitenden Durchschnitten:
Der 12-Perioden-EMA (Exponentieller Gleitender Durchschnitt) ist der „schnellere“ Durchschnitt, da er weniger Datenpunkte (Tage) beinhaltet und so stärker auf aktuelle Preisänderungen reagiert.
Der 26-Perioden-EMA ist „langsamer“, da er mehr Datenpunkte beinhaltet und einen längeren Zeitraum der Vergangenheit betrachtet. Dieser reagiert deshalb weniger schnell auf Preisbewegungen.
Die Formel für die MACD-Linie sieht also wie folgt aus:
Wenn die MACD-Linie positiv ist (also über Null liegt), bedeutet das, dass der kurzfristige EMA (12) über dem langfristigen EMA (26) liegt. Das deutet darauf hin, dass der Kurs steigt und ein Aufwärtstrend stärker wird.
Wenn die MACD-Linie negativ ist (unter Null), bedeutet das, dass der kurzfristige EMA (12) unter dem langfristigen EMA (26) liegt. Das signalisiert einen Abwärtstrend.
Im Allgemeinen wird die MACD-Linie aber nie als einzelner Tageswert zur Analyse verwendet. Sie wird viel eher in Zusammenhang mit der Signal-Linie verwendet.
Die Signal-Linie stellt den EMA (Exponential Moving Average) der MACD-Linie der letzten 9 Perioden (bspw. also wieder Tagen) dar. Diese Linie dient dazu, die MACD-Linie zu glätten und Kauf- oder Verkaufssignale zu generieren. Sie zeigt an, ob der Trend stärker wird oder sich abschwächt.
Mathematisch bedeutet das:
Das Histogramm ist die Differenz zwischen der MACD-Linie und der Signal-Linie.
Wenn die MACD-Linie über der Signal-Linie liegt, wird das Histogramm positiv (grün). Liegt die MACD-Linie unter der Signal-Linie, wird das Histogramm negativ (rot).
Der MACD wird im Weitesten Sinne dazu verwendet, Trends zu erkennen und deren weiteren Verlauf zu prognostizieren. Ein Kaufsignal entsteht, wenn die MACD-Linie die Signal-Linie von unten nach oben schneidet. Das zeigt, dass sich der Trend nach oben drehen könnte. Ein Verkaufssignal entsteht, wenn die MACD-Linie die Signal-Linie von oben nach unten schneidet. Dies deutet darauf hin, dass der Trend nach unten gehen könnte. Das Histogramm zeigt, wie stark der Trend ist. Wenn es wächst, ist der Trend stärker, wenn es schrumpft, könnte der Trend schwächer werden oder sich umkehren.
On-Chain Metriken sind Kennzahlen, die aus der Blockchain selbst stammen und dabei helfen, das Verhalten von Marktteilnehmern, Netzwerknutzung und mögliche Preisentwicklungen von Kryptowährungen zu analysieren. Sie basieren auf öffentlich verfügbaren Daten, die direkt aus der Blockchain ausgelesen werden können.
Die aktiven Adressen sind eine der wichtigsten On-Chain Metriken, um das Engagement der Nutzer zu messen. Eine aktive Adresse ist eine Wallet-Adresse, die in einem bestimmten Zeitraum mindestens einmal eine Transaktion durchgeführt hat. Je mehr aktive Adressen es gibt, desto mehr Nutzer beteiligen sich am Netzwerk.
Die Menge aktiver Wallet-Adressen von Bitcoin über die letzten Jahre, gemappt gegen den Preis. Quelle: CryptoQuant
Diese Kennzahl ist besonders hilfreich, um festzustellen, ob eine Kryptowährung tatsächlich wächst oder ob ihr Anstieg lediglich durch Spekulation getrieben wird. Zum Beispiel kann eine hohe Preissteigerung, die nicht von einem gleichzeitigen Anstieg der aktiven Adressen begleitet wird, ein Warnsignal für eine mögliche Blase sein. Ebenso kann ein Rückgang der aktiven Adressen bedeuten, dass weniger Nutzer die Blockchain verwenden, was auf eine abnehmende Akzeptanz hindeuten könnte.
Das Transaktionsvolumen misst die Gesamtmenge an Coins oder Token, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums im Netzwerk transferiert wurden. Es zeigt, wie aktiv eine Blockchain genutzt wird und kann Hinweise auf Marktbewegungen geben. Ein hohes Transaktionsvolumen bedeutet oft eine gesteigerte Handelsaktivität oder eine größere Akzeptanz der Kryptowährung. Besonders wichtig ist, ob das Volumen eher von kleinen Einzeltransaktionen oder von großen Wallets (Whales) stammt.
In- und Outflows im Zusammenhang mit institutionellen Investitionen bezeichnen die Kapitalströme, die in oder aus Kryptowährungsprodukten wie Exchange Traded Funds (ETFs) fließen. Diese Ströme sind ein wichtiger Indikator für die Marktstimmung und können die Preisentwicklung einer Kryptowährung erheblich beeinflussen. Wenn institutionelle Investoren (wie Hedgefonds, Pensionsfonds oder Banken) Kapital in einen Bitcoin- oder Krypto-ETF investieren, spricht man von Inflows.
Die Summe aller Zu- und Abflüsse in und aus den Bitcoin-ETFs, gemappt gegen den Preis. Quelle: CoinGlass
Diese Zuflüsse spiegeln das zunehmende Interesse und Vertrauen in den Kryptomarkt wider, da institutionelle Investoren in der Regel größere, langfristige Positionen einnehmen. Outflows beschreiben den Abzug von Kapital aus einem ETF, wenn Investoren ihre Positionen verkaufen. Dies passiert oft, wenn institutionelle Investoren das Vertrauen in den Markt verlieren oder es Bedenken hinsichtlich der langfristigen Rentabilität von Kryptowährungen gibt. Diese In- und Outflows von ETFs lassen sich oftmals über Seiten wie Coinglass einsehen.
Wale sind große, wohlhabende Investoren oder Wallets, die große Mengen an Kryptowährungen halten. Diese Wale können die Märkte erheblich beeinflussen, da ihre Bewegungen oft den Preis einer Kryptowährung stark beeinflussen, vor allem, wenn sie große Mengen auf einmal bewegen. Inflows und Outflows durch Wale sind oft ein Frühindikator für Marktentwicklungen. Diese oft langfristig angebundenen Investoren verstehen das Sentiment und die Marktlage oft besser als kleinere Anleger, sind besser vernetzt und verfügen über – more often than not – Informationen, die der Öffentlichkeit noch vorenthalten sind. Die Bewegungen von Walen sind daher oft ein schlüssiges Signal für die Marktstimmung und können großen Einfluss auf die Preisbewegungen einer Kryptowährung haben.
Der Fear & Greed Index für Kryptowährungen ist ein Stimmungsindikator, der das allgemeine Marktgefühl von Investoren misst – ob sie eher ängstlich (Fear) oder gierig (Greed) sind. Dieser Index wird verwendet, um die Marktpsychologie zu verstehen und potenzielle Wendepunkte im Markt zu erkennen. Der Index wird basierend auf dem "Sentiment", also der Laune und Marktstimmung, auf Social Media Plattformen wie X (ehem. Twitter) berechnet.
Eine zeitliche Darstellung des Fear & Greed Index über die letzten 2 Jahre. Quelle: CoinMarketCap
Der Fear & Greed Index wird auf einer Skala von 0 bis 100 angezeigt:
Open Interest (OI) bezieht sich auf die gesamte Anzahl offener Positionen in einem Futures- oder Optionsmarkt. Es handelt sich dabei um die Gesamtzahl der offenen Kauf- oder Verkaufsverträge (Long- oder Short-Positionen), die noch nicht geschlossen, liquidiert oder ausgeglichen wurden. Open Interest gibt also an, wie viel Kapital noch im Optionsmarkt der jeweiligen Kryptowährung gebunden ist.
Open Interest hilft, die Marktstimmung und mögliche Preisbewegungen zu bewerten. Ein Anstieg des Open Interest bei steigenden Preisen deutet auf positive Marktstimmung und steigende Nachfrage hin, während ein sinkendes Open Interest auf Schwäche im Trend hinweisen kann. Umgekehrt zeigt ein Anstieg des Open Interest bei fallenden Preisen, dass mehr Short-Positionen eröffnet werden, was auf negative Marktstimmung hindeutet. Ein sinkendes Open Interest bei fallenden Preisen kann auf eine Marktwende hinweisen, da weniger Positionen gehalten werden.
Funding Rates beziehen sich auf die Gebühren, die zwischen Long- und Short-Positionen in Futures-Märkten, also Derivaten, die auf die zukünftige Preisentwicklung eines Coins spekulieren – auf Kryptobörsen wie Binance oder Bybit ausgetauscht werden. Diese Gebühren sorgen dafür, dass der Preis von Futures-Kontrakten immer nahe am Preis des zugrunde liegenden Marktes (z.B. Bitcoin oder Ethereum) bleibt.
Eine Darstellung der Bitcoin Funding Rates, gemappt gegen den Preis. Quelle: CryptoQuant
Die Funding Rate gleicht dieses Ungleichgewicht aus, indem sie eine periodische Gebühr darstellt, die zwischen den Marktteilnehmern ausgetauscht wird – sie variiert je nach Marktbedingungen und ist entweder positiv oder negativ. Die Funding Rate wird häufig alle 8 Stunden oder einmal täglich gezahlt. Sie berechnet sich als Differenz zwischen dem Preis des Futures-Kontrakts und dem Spotpreis (dem aktuellen Marktpreis der Kryptowährung).
Wenn die Funding Rate konstant hoch ist, bedeutet dies, dass viele Investoren auf steigende Preise setzen. In solchen Phasen kann es sinnvoll sein, eine Kontrapositionsstrategie in Betracht zu ziehen, indem man auf fallende Preise setzt (Short-Positionen). Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Markt überkauft und möglicherweise kurz vor einer Korrektur steht. Eine sehr niedrige (negative) Funding Rate könnte darauf hinweisen, dass der Markt pessimistisch ist und viele Short-Positionen eröffnet wurden. In diesem Fall könnte es eine Gegenstrategie (Long-Position) sinnvoll sein, da die Preise aufgrund der hohen Nachfrage nach Short-Kontrakten steigen könnten.
Die Average True Range (ATR) ist ein Volatilitätsindikator, der die Preisschwankungen eines Vermögenswerts über einen bestimmten Zeitraum misst. Sie wurde von J. Welles Wilder entwickelt und gibt an, wie viel ein Vermögenswert an einem typischen Tag schwanken kann. Die ATR hilft dabei, die Marktvolatilität zu bewerten und zu erkennen, wie stark der Preis eines Vermögenswerts innerhalb eines bestimmten Zeitraums schwankt.
Die ATR wird über eine bestimmte Anzahl von Perioden berechnet, häufig 14 Tage, und ist der Durchschnitt der True Range (TR) über diese Perioden. Die True Range ist der größte der folgenden drei Werte:
Sobald die True Range für jeden Zeitraum berechnet wurde, wird die Average True Range durch den Durchschnitt dieser True Range-Werte über die betrachteten Perioden (häufig 14) ermittelt.
Die ATR zeigt an, wie stark der Markt schwankt. Eine hohe ATR bedeutet, dass der Markt sehr volatil ist, während eine niedrige ATR auf eine geringe Volatilität hinweist. Trader nutzen die ATR, um ihre Stop-Loss-Orders zu setzen. Bei volatilen Märkten, die eine hohe ATR aufweisen, setzen sie größere Stop-Loss-Abstände, um nicht zu schnell aus ihrer Position herausgeworfen zu werden.
Die Kombination mehrerer KPIs bietet die beste Grundlage für eine fundierte Marktanalyse, sowohl im Krypto-Sektor als auch im Kontext herkömmlicher Finanzmärkte. Das Traden von Kryptowährungen ist, insbesondere bei Altcoins, nicht nur aufgrund der hohen Volatilität und damit dem hohen Liquidationsrisiko sondern auch aufgrund des durchaus existenten Risikos des Totalverlusts hochriskant.
Die aktuell - im Vergleich zu anderen Assetklassen - immer noch geringe Marktkapitalisierung des Krypto-Sektors bietet meiner persönlichen, bescheidenen Meinung nach mehr als genug Spielraum für Gewinne, der eine deutlich risikobehaftetere Investition über Derivate nichtig macht. Nichtsdestotrotz kann es sinnvoll sein, seinen Markteinstieg besonders im Zuge größerer Positionen ideal setzen zu wollen. Die in diesem Kapitel im Detail beobachteten KPIs können die im Vorhinein angestrebte Marktanalyse wunderbar unterstützen.
Vorheriger Artikel
Die Zyklen der Kryptowährungen
Nächster Artikel
ETCs
12min
Technische Analyse einfach erklärt: Warum Trader auf Charts, Trends und Muster setzen, welche Werkzeuge dabei helfen und wie du damit den Markt besser lesen kannst.
13min
Warum Märkte sich wiederholen: Lerne die Phasen wirtschaftlicher Zyklen kennen – von Aufschwung bis Rezession – und wie Anleger diese Muster für sich nutzen.
5min
Warum Aktienkurse steigen oder fallen? Hier lernst du, wie Angebot, Nachfrage, Nachrichten und Zahlen die Preisbildung an der Börse beeinflussen.
16min
Quantencomputer im Anmarsch: Erfahre, warum sie klassische Verschlüsselung und Kryptowährungen gefährden könnten.
Solltest du Feedback, Kritik, Fragen oder Anregungen haben, melde dich bei uns gern über eine der folgenden Wege.
Die Inhalte dieser Website dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine Anlageberatung, Steuerberatung oder sonstige Finanzberatung im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG) oder anderer gesetzlicher Bestimmungen dar. Die bereitgestellten Informationen und Beiträge spiegeln die persönliche Meinung der Autorin/des Autors wider und sind nicht als konkrete Handlungsempfehlung oder Aufforderung zum Kauf, Verkauf oder Halten von Finanzinstrumenten zu verstehen.
Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr auf Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität. Eine Haftung für eventuelle Vermögensverluste oder sonstige Schäden, die direkt oder indirekt aus der Nutzung der angebotenen Inhalte entstehen, ist ausgeschlossen.