Renditen & Risikomanagement bei Immobilien

Author

Gianluca Jahn

Stand: 24. Januar 2025

Ein Immobilieninvestment kann eine lukrative Möglichkeit sein, langfristig Vermögen aufzubauen – aber nur, wenn du die Zahlen im Griff hast. Eine solide Renditeanalyse entscheidet darüber, ob sich eine Immobilie wirklich lohnt oder ob du am Ende draufzahlst. Gleichzeitig ist ein durchdachtes Risikomanagement unerlässlich, denn Marktschwankungen, Mietausfälle oder steigende Zinsen können schnell deine Kalkulation durchkreuzen.

Eine jede Immobilie hat das Potenzial, eine Goldgrube zu sein, so wie sie das Potenzial zum Alptraum hat. Wir schauen uns an, wie du Erstere ausfindig machst.

Eine jede Immobilie hat das Potenzial, eine Goldgrube zu sein, so wie sie das Potenzial zum Alptraum hat. Wir schauen uns an, wie du Erstere ausfindig machst.

In diesem Kapitel schauen wir uns die wichtigsten Faktoren an, die deine Investitionsentscheidung beeinflussen. Wir starten mit der Berechnung der Mietrendite – der zentralen Kennzahl zur Bewertung der Rentabilität. Danach tauchen wir tiefer in die Cashflow-Analyse und Investitionsrechnung ein, um herauszufinden, wie du dein eingesetztes Kapital optimal arbeiten lässt. Anschließend werfen wir einen Blick auf potenzielle Risiken und zeigen dir, wie du dich davor schützen kannst. Schließlich betrachten wir die Rolle der Inflation und die langfristige Wertbeständigkeit von Immobilien als Kapitalanlage.

💱 Gedacht für Anfänger sowie Experten

Egal, ob du bereits Erfahrung im Immobilienmarkt hast oder gerade erst einsteigst – ein präziser Blick auf Rendite und Risiken ist der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg.

Berechnung der Mietrendite

Die Mietrendite ist eine der wichtigsten Kennzahlen für Immobilieninvestoren. Sie zeigt dir, wie rentabel eine Immobilie im Verhältnis zu ihrem Kaufpreis ist. Dabei unterscheidet man zwischen der Bruttomietrendite und der Nettomietrendite.

Bruttomietrendite

Die Bruttomietrendite gibt dir eine schnelle Ersteinschätzung der Rentabilität deiner Immobilie. Sie wird wie folgt berechnet:


Bruttomietrendite=JahreskaltmieteKaufpreis×100\text{Bruttomietrendite} = \frac{\text{Jahreskaltmiete}}{\text{Kaufpreis}} \times 100



Um diese Bruttomietrendite nun einmal praktisch zu berechnen und deren Implikationen einordnen zu können, betrachten wir folgendes, fiktives Beispiel:

  • Kaufpreis der Immobilie: 300.000€
  • Jahreskaltmiete: 15.000€ (1.250€ monatlich)

Anhand der oben genannten Formel und unseres Paradebeispiels ergibt sich also nun folgende Rechnung für die Bruttomietrendite:


Beispiel=15.000300.000×100=5,0%Beispiel = \frac{15.000}{300.000} \times 100 = 5{,}0\%



Eine Bruttomietrendite von 5% ist ein solider Ausgangspunkt, sagt aber noch nichts über die tatsächliche Rentabilität aus, da Nebenkosten und laufende Ausgaben nicht berücksichtigt werden.

Nettomietrendite

Die Nettomietrendite ist wesentlich aussagekräftiger, da sie die Betriebskosten, Instandhaltung und Kaufnebenkosten einbezieht:


Nettomietrendite=Jahreskaltmietelaufende KostenKaufpreis+Nebenkosten×100\text{Nettomietrendite} = \frac{\text{Jahreskaltmiete} - \text{laufende Kosten}}{\text{Kaufpreis} + \text{Nebenkosten}} \times 100



Zusätzlich zu den Anschaffungskosten solltest du folgende Nebenkosten einberechnen:

  • ✅ Grunderwerbsteuer (je nach Bundesland 3,5 – 6,5% des Kaufpreises)
  • ✅ Notar- und Grundbuchkosten (ca. 2%)
  • ✅ Maklerprovision (bis zu 7%)

Angenommen, die Immobilie kostet 300.000 Euro, und die Kaufnebenkosten belaufen sich auf 30.000 €. Die laufenden Kosten (Instandhaltungsrücklage, Verwaltung, Versicherung) betragen 3.000 Euro pro Jahr.


Beispiel=15.0003.000300.000+30.000×100=3,64%Beispiel = \frac{15.000 - 3.000}{300.000 + 30.000} \times 100 = 3{,}64\%



Die Nettomietrendite gibt dir einen realistischeren Blick auf die Erträge deiner Immobilie. Gute Werte liegen je nach Standort zwischen 3% und 6%.

Cashflow-Analyse und Investitionsrechnung

Ein positives Cashflow-Management ist essenziell, um langfristig profitabel zu bleiben. Hier geht es darum, deine Einnahmen und Ausgaben detailliert gegenüberzustellen.


Cashflow=MieteinnahmenlaufendeCashflow = Mieteinnahmen - laufende KostenKreditrateKosten - Kreditrate



Betrachten wir nun ein einfaches Beispiel:

  • Mieteinnahmen: 15.000€ pro Jahr
  • Laufende Kosten: 3.000€ pro Jahr
  • Kreditrate (Zinsen + Tilgung): 9.600€ pro Jahr (800€ monatlich)

15.0003.0009.600=2.40015.000€ - 3.000€ - 9.600€ = 2.400€ CashflowCashflow



Ein positiver Cashflow bedeutet, dass dein Investment monatlich Geld in deine Tasche bringt. Ein negativer Cashflow kann strategisch sinnvoll sein, wenn du eine hohe Wertsteigerung erwartest, bedeutet aber eine höhere finanzielle Belastung.

Kapitalrendite (Eigenkapitalrendite)

Wenn du deine Immobilie finanziert hast, ist die Eigenkapitalrendite eine entscheidende Kennzahl:


Eigenkapitalrendite=Cashflow+Tilgungeingesetztes Eigenkapital×100\text{Eigenkapitalrendite} = \frac{\text{Cashflow} + \text{Tilgung}}{\text{eingesetztes Eigenkapital}} \times 100



Angenommen, du hast 20% Eigenkapital (60.000€) in die Immobilie investiert. Dein jährlicher Cashflow beträgt 2.400€, und du tilgst jährlich 4.800€:


Beispiel=2.400+4.80060.000×100=11,0%Beispiel = \frac{2.400 + 4.800}{60.000} \times 100 = 11{,}0\%



Diese Kennzahl zeigt, wie effizient dein Eigenkapital arbeitet.

Risiken und Absicherungsmöglichkeiten

Jedes Investment birgt Risiken – die Frage ist, wie du dich davor schützt. Häufige Risiken bei Immobilieninvestments sind:

  • 💠 Mietausfall: Absicherung durch Mietausfallversicherung oder hohe Mietauswahlkriterien
  • 💠 Zinsänderungen: Lange Zinsbindung wählen, z. B. 10-15 Jahre
  • 💠 Unerwartete Instandhaltungskosten: Rücklagen bilden, mind. 1€ pro m² pro Monat
  • 💠 Standortrisiko: Detaillierte Marktanalyse vor Kauf

Im Folgenden wollen wir diese Risiken einmal seperat näher beleuchten und uns überlegen, wie wir diesen entgegenwirken oder diese zumindest in ihrer Gefahr abschwächen können.

Mietausfall ➔ Mietausfallversicherung

Ein regelmäßiger Cashflow ist das Fundament eines erfolgreichen Immobilieninvestments. Doch was passiert, wenn ein Mieter nicht zahlt oder die Immobilie längere Zeit leer steht? Mietausfälle sind eines der größten finanziellen Risiken, insbesondere wenn du auf die Mieteinnahmen zur Finanzierung deines Kredits angewiesen bist.

Wie kannst du dich absichern?

  • 📌 Mietausfallversicherung nutzen: Diese Versicherung springt ein, wenn ein Mieter die Miete nicht mehr zahlen kann oder die Wohnung nicht mehr vermietbar ist (z. B. nach einem Schadenfall). Sie deckt in der Regel Mietausfälle durch Zahlungsunfähigkeit oder Tod des Mieters sowie Mietverluste nach Schäden.
  • 📌 Gründliche Mieterauswahl
  • 📌 Bonitätsprüfung über SCHUFA oder Creditreform
  • 📌 Gehaltsnachweise und Arbeitsverträge einfordern
  • 📌 Mieterauskunft und vorherige Vermieter kontaktieren
  • 📌 Langfristige Mietverträge abschließen
  • 📌 Staffel- oder Indexmieten vereinbaren, um Wertsteigerungen zu sichern
  • 📌 Mindestmietdauer mit einbauen, um häufige Wechsel zu vermeiden

Zinsänderungen ➔ Zinsbindung

Falls du deine Immobilie finanzierst, ist das Zinsniveau ein entscheidender Faktor für deine Rentabilität. In Niedrigzinsphasen sind Finanzierungen günstig, doch wenn die Zinsen steigen, können die Kreditraten empfindlich anziehen und deinen Cashflow stark belasten.

Wie kannst du dich absichern?

  • 📌 Lange Zinsbindung wählen: Zinsbindungen von 10, 15 oder sogar 20 Jahren sichern dir langfristig planbare Kosten. Falls die Zinsen später wieder fallen, kannst du über eine Sondertilgung oder eine Anschlussfinanzierung nachverhandeln.
  • 📌 Tilgungsrate strategisch wählen: Eine höhere Tilgungsrate (z. B. 3 % statt 1 %) reduziert deine Restschuld schneller und macht dich unabhängiger von steigenden Zinsen.
  • 📌 Forward-Darlehen nutzen: Wenn du eine bestehende Finanzierung hast, kannst du dir mit einem Forward-Darlehen frühzeitig günstige Zinsen für eine spätere Anschlussfinanzierung sichern.

Unerwartete Instandhaltungskosten ➔ Rücklagen

Reparaturen und Modernisierungen sind unvermeidlich – ob ein tropfender Wasserhahn, ein undichtes Dach oder eine notwendige Fassadensanierung. Hohe Instandhaltungskosten können schnell deine Rendite auffressen, wenn du keine Rücklagen gebildet hast.

Wie kannst du dich absichern?

  • 📌 Rücklagen systematisch aufbauen: Faustregel sind mindestens 1 Euro pro m² Wohnfläche und Monat zurücklegen. Für ältere Gebäude kann der Betrag sogar bei 2-3 € pro m² liegen.
  • 📌 Zustand der Immobilie vor dem Kauf genau prüfen: Ein Sachverständiger kann dir helfen, versteckte Mängel zu entdecken. Achte besonders auf Dach, Heizung, Fenster und Fassade – hier lauern oft hohe Kosten.
  • 📌 Langfristige Modernisierungsplanung erstellen: Setze dich mit den erwarteten Sanierungszyklen auseinander. Eine Dachsanierung fällt z. B. etwa alle 30-40 Jahre an, eine Heizungsmodernisierung alle 15-20 Jahre.
  • 📌 Mietrechtliche Möglichkeiten nutzen: Bestimmte Modernisierungen kannst du auf die Miete umlegen (§ 559 BGB). Dadurch bleibt deine Rendite stabil, auch wenn du investieren musst.

Standortrisiko ➔ Marktanalyse

Der Standort einer Immobilie beeinflusst maßgeblich die Mietnachfrage, die Wertentwicklung und die Vermietbarkeit. Kaufst du an einem ungünstigen Standort, kann es schwer sein, langfristig zuverlässige Mieter zu finden oder die Immobilie später gewinnbringend zu verkaufen.

Wie kannst du das Risiko minimieren?

  • 📌 Detaillierte Standortanalyse durchführen: Bevölkerungsentwicklung prüfen: Zieht die Region neue Bewohner an oder gibt es eine Abwanderung?
  • 📌 Wirtschaftliche Stabilität checken: Gibt es viele Arbeitgeber, Universitäten oder Infrastrukturprojekte?
  • 📌 Mietspiegel und Leerstandsquote analysieren: Sind die Mieten stabil? Wie hoch ist der Leerstand in der Umgebung?
  • 📌 Mikrolage nicht unterschätzen: Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sind entscheidend für die Attraktivität einer Immobilie. Auch die Nachbarschaftsstruktur spielt eine Rolle – gentrifizierende Stadtviertel bieten oft höhere Wertsteigerungspotenziale.
  • 📌 Diversifikation innerhalb des Portfolios: Investiere nicht nur in einer Stadt oder Region, sondern verteile dein Kapital auf mehrere Standorte mit unterschiedlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Sinnvolle Versicherungen

Versicherungen, die du in Betracht ziehen solltest:

  • Gebäudeversicherung: Deckt Schäden durch Feuer, Leitungswasser, Sturm oder Naturkatastrophen ab und ist essenziell, um hohe Reparaturkosten zu vermeiden.
  • Mietausfallversicherung: Schützt vor finanziellen Verlusten, wenn Mieter nicht zahlen oder die Immobilie nach einem Schaden nicht vermietbar ist.
  • Rechtsschutzversicherung: Übernimmt die Anwalts- und Gerichtskosten bei Streitigkeiten mit Mietern, z. B. bei Kündigungen oder Räumungsklagen.
  • Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht: Sichert dich gegen Schadensersatzforderungen ab, wenn Dritte durch deine Immobilie zu Schaden kommen (z. B. Stürze auf vereisten Wegen).
  • Bauleistungsversicherung: Deckt unvorhergesehene Schäden oder Kosten während Bau- oder Sanierungsarbeiten, z. B. durch Vandalismus oder Baupfusch.

Inflation und Wertbeständigkeit von Immobilien

Immobilien gelten als Inflationsschutz, weil sowohl Mieten als auch Immobilienpreise langfristig mit der Inflation steigen.

Im Gegensatz zu Bargeld oder Anleihen verliert eine Immobilie nicht einfach an Wert. Indexmieten oder Staffelverträge können die Inflation ausgleichen. Bei langfristigen Krediten bleibt die Monatsrate stabil, während die Inflation das geliehene Geld „entwertet“.

Fazit

Rendite und Risiko sind die beiden entscheidenden Faktoren, die du bei jeder Immobilieninvestition abwägen musst. Die Mietrendite gibt dir eine erste Orientierung, aber die Cashflow-Analyse und Eigenkapitalrendite zeigen dir, wie profitabel dein Investment wirklich ist. Gleichzeitig solltest du dich gegen Mietausfälle, Zinsrisiken und Instandhaltungskosten absichern, um langfristig erfolgreich zu investieren. Wenn du die Inflation mit einkalkulierst, siehst du, dass Immobilien langfristig nicht nur Einkommen generieren, sondern auch dein Vermögen erhalten oder sogar vermehren können.

Die wichtigste Regel bleibt: Zahlen lügen nicht – investiere nur in Objekte, die sich in der Praxis rechnen!

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